Fasteneffekte

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Heil­fas­ten be­deu­tet, ei­ni­ge we­ni­ge Tage bis zu 40 Tagen (oder noch län­ger) auf feste Nah­rung zu ver­zich­ten. Zum Heil­fas­ten ge­hört über­dies eine Darm­rei­ni­gung – denn nur mit lee­rem Darm lässt es sich ge­sund und an­ge­nehm fas­ten.  Die meis­ten Fas­ten­ku­ren wer­den fünf bis zehn Tage lang durch­ge­führt. Beim ech­ten Heil­fas­ten nimmt man nur Was­ser zu sich. Bei modifiziertem  Heil­fas­ten­  sind auch Säfte, Ge­mü­se­brü­he und Kräu­ter­tees er­laubt.

Biologie:

Wir haben 2 Grundprogramme zur Energieversorgung. Grundprogramm eins setzt voraus, dass wir zumindest so viel Kohlenhydratzufuhr von außen haben, dass der Energiebedarf durch die Zufuhr und die gespeicherten, schnell freisetzbaren Zuckerspeicher abgedeckt wird. Wir haben aber auch ein Grundprogramm zum Überleben auch ohne Nahrung, welches  ermöglicht längere Zeit ohne Nährstoffzufuhr auszukommen –dies entspricht sogar dem natürlichen Rhythmus und beinhaltet zahlreiche gesundheits- und sogar lebensverlängernde Prozesse.

Phase 1:  Zuckerverbrennung. In den ersten Fastentagen werden nachdem die Glykogenspeicher (Zuckerspeicher werden in den ersten 2 Tagen aufgebraucht, bei Sport früher) täglich ca. 75 – 100 g körpereigenes Protein (ca. 400 kcal) zur Bereitstellung von Glucose abgebaut. Der übrige Energiebedarf wird durch Mobilisation von ca. 160 g Neutralfett aus dem Fettgewebe gedeckt (ca. 1600 kcal – auch dieser Betrag steigt bei körperlicher Aktivität)). Nach einigen Tagen ändert sich die Stoffwechselsteuerung. Das Gehirn ist nun imstande, die aus der Fettverbrennung entstehenden Ketokörper zu verwerten. Damit wird der tägliche Glucosebedarf stark reduziert. Die für die Gluconeogenese benötigte Proteinmenge beträgt dann nur noch rund 20 g täglich, also ca. 100 kcal bzw. 3-5 % des täglichen Energiebedarfs.

Phase 2:  Fettverbrennung, dadurch Entstehung von Ketokörpern (Ketose), die zur Energiegewinnung von allen Zellen benutzt werden, auch den Gehirnzellen, die sonst vehement Glukose anfordern und den Körper damit stressen (Selfish Brain Theorie). Der Fettabbau beträgt 200-400 g/Tag oder mehr je nach Energieverbrauch, der Ruheverbrauch sinkt allerdings. Weiterhin Eiweißabbau in geringem Umfang (vermutlich ca. 1 g Eiweiß/kg Körpergewicht; maximal 100g/Tag; 2 Kilo Muskeln bei 20 Tage fasten und 8-10 Kilo Fett; es wird von 15% Gewichtsabnahme durch Eiweiß (hauptsächlich von Muskeln ausgegangen, der Rest ist Fett und Wasser).

Dies ist auch mit folgenden biochemischen Veränderungen verbunden:

-Senkung Insulinspiegel und Insulin Growth Factor:

weniger Hunger, bessere Freisetzung von Fettsäuren und damit bessere Fettverbrennung, Insulinwirkung auf Wachstumsprozesse (auch bösartige)und Entzündungsprozesse reduziert, Blutdrucksteigernde Wirkung von Insulin reduziert, Aktivierung mTOR reduziert > dessen Aktivierung ist ein Krebsmechanismus

-Fettabbau: Bauchfett, geringer Muskelabbau

Positive Effekte:

>Vermeidung, Behandlung und sogar Heilung des Diabetes mellitus und Folgeerkrankungen. Reduktion einer der Mechanismen von Krebsentstehung

-Senkung Leptin (wirkt ebenfalls entzündungsaktivierend)

-Erhöhung Adipokinin (Schutzfaktor, Verbesserung Fettverbrennung)

-Erhöhung Wachstumshormon (Regeneration, Muskelaufbau, Fettabbau), Reduktion von entzündungsaktivierenden Zytokinen

Positive Effekte:

>Entzündungshemmung - Schmerzhemmung

-Erhöhung Serotonin (Glückshormon, Ausgangsprodukt Melatonin, wichtig für Sättigungsgefühl; Serotoninerhöhung zunächst durch verminderten Abtransport aus dem synaptischen Spalt, dann auch vermehrte Produktion, Reduktion Stresshormone, vermehrt Endorphine, die Hunger stoppen)

Positive Effekte:

 >Stimmungsbesserung, Schlafbesserung, positive Effekte durch Ketose bei verschiedenen psychiatrischen Leiden (Depression, Epilepsie)

 Sonstige Prozesse, die durch Fasten aktiviert werden:

Fasten schützt das Herz. Eine Studie des American College of Cardiology in New Orleans belegt, dass sich kurzzeitiger Verzicht auf Nahrung positiv auf Herzrisikofaktoren wie Blutzucker und Übergewicht auswirkt. Für ihre Studie ließ das Team um den wissenschaftlichen Leiter Benjamin D. Horne vom „Intermountain Medical Center Heart Institute" rund 200 Probanden insgesamt 24 Stunden lang fasten. Die Studienteilnehmer durften während dieses Zeitraums lediglich Wasser trinken. Das Fastentag-Resultat: Der Wert des Wachstumshormons HGH stieg signifikant an, bei den teilnehmenden Frauen um enorme 1.300 Prozent, bei den Männern sogar um nahezu 2.000 Prozent. Das Hormon HGH („Human Growth Hormone“) reduziert den Forschern zufolge den Abbau von Muskelmasse im Körper und stärkt und stabilisiert den Stoffwechsel. Während des Schlafens wird in der Regel am meisten HGH produziert.

2.Fasten fördert den Abbau von Fettzellen. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass sich nach dem Fastentag die Werte der Blutfette aufgrund der kurzen Fastenkur erhöht hatten – und zwar sowohl die Anteile des guten HDL-Cholesterins („High Density Lipoprotein“) als auch die des schlechten LDLs („Low Density Lipoprotein“). „Dem Körper wird ermöglicht, sein Fett zur Energiegewinnung heranzuziehen anstelle von Blutzucker“, so Wissenschaftler Horne. Das Fasten würde somit den Abbau von Fettzellen im Körper fördern und damit Übergewicht und seine gesundheitsschädlichen Auswirkungen reduzieren. Ein Fastentag ab und zu scheint demnach eine gute Sache zu sein.

- Fasten hält jung: Wirkung auf Telomere ( - weniger Verkürzung -Genenden die für „Langlebigkeit zuständig sind). Die Forscher fanden außerdem heraus, dass Fasten die Aktivität unserer Gene beeinflusst. In der Zeit des künstlich herbeigeführten Nahrungsmangels werden im Körper vermehrt Sirtuine ausgeschüttet. Diese Botenstoffe verzögern das Älterwerden, indem sie einen Mechanismus anregen, der die einzelnen Körperzellen jung hält. Wichtig: Diese beiden positiven Effekte setzen nur beim Heilfasten ein, also beim völligen Verzicht auf feste Nahrung. Das populäre "7-Wochen-ohne-Fasten", bei dem nur auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird, reicht dafür nicht.

-Aktivierung von „Selbstreinigungsprogrammen“ von alternden Zellen (Autophagie)

Autophagie ist eine Art Recycling-Anlage der menschlichen Zelle. Bei dem Prozess baut der Körper nicht benötigte und krankhafte Zellbestandteile ab und verwertet sie anderweitig, z.B. Energiegewinnung. Insgesamt Regeneration/Verjüngung von Zellen und Organen. Erneuerung von Stammzellen.

(Autophagie lässt sich mit Selbstverdauung übersetzen. Sie bezeichnet einen Vorgang in lebenden Zellen, bei dem Zellbestandteile abgebaut und verwertet werden. Der komplex regulierte Ablauf wird von mindestens 35 Genen gesteuert. Seit vielen Jahrzehnten wird die Autophagie unter anderem von dem japanischen Molekularbiologen Yoshinori Ohsumi erforscht. Im Oktober 2016 erhielt er für seine Arbeit den Nobelpreis für Medizin.

Die Autophagie läuft folgendermaßen ab: Zuerst legt die Zelle eine spezielle Hülle um die Bestandteile, die abgebaut werden sollen. Die Hülle schließt sich zum Autophagosom. Dieser verschmilzt dann mit Lysosomen, das sind kleine Bläschen voller Enzyme. Die Enzyme haben die Fähigkeit, die in der Hülle eingeschlossenen Bestandteile aufzuspalten und zu zerlegen. Es entstehen beispielsweise Aminosäuren und Lipide, die neu verbaut oder zur Energiegewinnung genutzt werden können. Andere Abbauprodukte identifiziert der Körper als Abfall; sie werden abtransportiert und ausgeschieden.

Eine Autophagie wird besonders dann in Gang gesetzt, wenn der Nachschub an Nährstoffen stockt. Eine Situation, die beispielsweise beim Fasten oder intensivem Sport entsteht. In dieser Situation des Mangels greift die Zelle auf eigene Ressourcen zurück. Sie baut ab, was nicht benötigt wird und gewinnt so neue Nährstoffe und Energie. Für die Selbstverdauung zerlegt der Körper abgestorbene Zellbestandteile, fehlstrukturierte Proteine bis hin zu ganzen Zellorganellen. Auch krankhafte oder potenziell krankmachende Strukturen sowie eingedrungene Bakterien und Viren werden so entsorgt. Daher wird die Autophagie häufig als Prozess der Selbstreinigung und Selbsterhaltung beschrieben. Sie hat sich im Laufe der Evolution entwickelt, um defekte Strukturen zu beseitigen und gleichzeitig Energie und Nährstoffe zu sparen. Ist die Autophagie gestört und es kommt nicht zur Zellreinigung, scheint dies Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Alzheimer und Parkinson zu begünstigen.

Im Gegensatz zur üblichen Erneuerung von Körperzellen und Organen läuft die Autophagie wesentlich schneller und flexibler ab. Sie kann praktisch tagtäglich für Zellerneuerung sorgen, während eine echte Neubildung von Zellen Tage bis Jahre dauern kann.

Auch bei der Bekämpfung von Infektionen und Stress spielt die Autophagie eine Rolle, ebenso in der Embryonalentwicklung, um benötigte Bausteine schnell parat zu haben. Da die Autophagie bevorzugt bei zeitweiligem Energiedefizit abläuft, kann sie durch Fasten aktiviert werden. Dies ist ein weiterer Erklärungsansatz für die positiven gesundheitlichen Effekte, die durch regelmäßiges Fasten hervorgerufen werden.

Literatur:
Richter-Landsberg C (2012). Autophagie als Überlebensstrategie. Zelluläre Selbstverdauung. Biologie unserer Zeit 42/6, 374–379
The Nobel Assembly at Karolinska Institutet (Hrsg) (2016). www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2016/press.html
Wilhelm K (2014). Fasten für ein langes Leben, Bild der Wissenschaft online 3/26, www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php/function.include?)

Positive Effekte:

>Verbesserung Zell- und Energiestoffwechsel

>Lebensverlängerung, Verlangsamung Alterungsprozess

-Stärkung Immunsystem:  Dr. Longo hat bewiesen, dass Fasten das Immunsystem teilweise erneuert  und die gesunden Zellen stärkt.

(http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63206/Intermittierendes-Fasten-haelt-jung-und-gesund )

- Fasten macht schlau:

 Vermehrte Produktion Brain Derived Neurotrophic Factor (wichtig für Intaktheit Gehirnzellen). Reduktion Abbauprozesse Gehirn, auch die sonstigen metabolischen Veränderungen führen zu positiven Effekten. Forscher aus Utah haben in klinischen Studien festgestellt, dass regelmäßiges Fasten das Gehirn robuster machen kann. Die Amerikaner bemerkten, dass eine reduzierte Kalorienzufuhr eine Verbesserung der Resistenz der Nervenzellen im Gehirn bewirkt. Dadurch könnten degenerative Erkrankungen, wie Alzheimer, verzögert oder sogar verhindert werden. Das periodische Heilfasten, bei dem komplett auf die Aufnahme von fester Nahrung verzichtet wird, wirkt also auf das Gehirn wie ein Abhärtungstraining.

-Fasten hat positive Aspekte auf das vegetative Nervensystem: Erhöhung der Parasympathikusaktivität, ähnlicher Effekt wie Entspannung und Ausdauertraining. Der wesentliche Faktor für Regeneration und Heilungsprozesse.

-Veränderung der Bakterienbesiedelung des Darms: Die Bakterien des Darms hängen von der Nahrungszufuhr, Antibiotika, Medikamente und Umweltfaktoren ab. Sie sind für die Gesunderhaltung essentiell! (Verdauung, Herstellung Vitamine, Versorgung Darmschleimhaut, Interaktion mit dem Immunsystem, Abwehr Krankheitserreger, Kommunikation Nervensystem). Durch Fasten, entsprechende Ballaststoffe, Zufuhr „gesunder“ Bakterien erreicht man gewaltige gesundheitliche Benefits auf allen Ebenen des Organismus – letztendlich beeinflussen unser Mitbewohner den Stoffwechsel, Hunger,  die Gewichtsentwicklung, unsere Stimmung und unsere Abwehrkräfte (Krankheitserreger und Stressfaktoren!). Fleisch und Zucker verursachen eine Dysbiose mit Krankheitsfolgen – wir brauchen 4 Monate Ernährungsumstellung inklusive Fasten zur „Restauration“.

Fasten verlängert das Leben

Studien zeigen dass eine circa 30 % Reduktion der Kalorienzufuhr die Lebenserwartung um bis zu 30 % erhöht. Dies ist bei verschiedenen einfachen Mechanismen wir Hefen, aber auch bei Säugetieren und den Menschen ähnlichen Primaten experimentell nachgewiesen worden. Bevölkerungsstudien untermauern diese Ergebnisse. In Kulturen mit weniger Energieaufnahme, weniger tierischen Eiweißen, viel Pflanzenkost und guten Ölen (hoher Omega-3 Anteil)haben längere Lebenserwartungen und vor allem kaum Zivilisationserkrankungen (Diabetes mit Gefäßkomplikationen, Gehirnabbau, Krebs…).

Psychologie:

Die Psychologie des Fastens (bewusster Verzicht) ist vielfältig und spielt sich auf mehreren Ebenen ab. Zum einen die körperlichen Veränderungen, die sich direkt auf die Psyche auswirken (Freischüttung „Glückshormone“, verstärkte Serotoninwirkung, „Darm-Hirn-Kommunikation“…) Zum anderen das befriedigende Gefühl von Erfolg, das Fasten zu meistern (Erfolgserlebnis). Und schließlich die Erfahrung des Verzichtes, der uns durch das Gefühl der Selbstkontrolle glücklicher machen kann. (Die sofortige und schnelle Befriedigung eines Impulses, wie der Biss in die Schokoladentafel oder der Schluck Rotwein, sprechen das mesolimbische System an (auch: „positives Belohnungssystem“ genannt) und sorgen dort für eine erhöhte Dopaminausschüttung. Ein Areal im Stirnlappen des Menschen, der sogenannte anteroventrale präfrontale Kortex, unterdrückt die neuronale Aktivität in tiefer gelegenen Strukturen des Belohnungssystems. Die Folge: Wir geben dem Impuls nicht nach, sondern verfolgen das langfristige Ziel. Diese Selbstkontrolle kann uns glücklich machen, wie eine Studie belegt. Ingesamt kommt es zu einer Verbesserung  des Selbstwertgefühl.

Spirituelle Aspekt:

In vielen Kulturen wird das Fasten zur Erlangung transzendentaler Bewusstseinszustände im Rahmen religiöser oder spiritueller Handlungen angewendet. Selbst religiöse Gebräuche wie unsere vorösterliche Fastenperiode oder der islamische Ramadan scheinen auf der empirischen Erfahrung dieser biologischen Effekte zu beruhen. Fasten als Weg zur inneren Ordnung (Ordnungstherapie nach Kneipp), Prozess der Reifung, gewissen Umkehr, Ritual um aus dem täglichen Hamsterrad (Leistung, Hektik, Nahrungsaufnahme)heraus zu kommen. Auch das Bewusstsein, dass es nicht selbstverständlich ist zu jeder Zeit mit „allem“ was man will den Magen zu füllen – eine gewisse Demut gegenüber der Schöpfung.

Anerkannte Indikationen zum Fasten aus medizinischer Sicht:

  • Prävention allgemein
  • Vermeidung und Behandlung von Stoffwechselerkrankungen (Adipositas, Diabetes, Blutfetterhöhungen, Fettleber) und deren Folgeerkrankungen
  • Behandlung von entzündlich rheumatischen Erkrankungen und Schmerzerkrankungen wie Fibromyalgie
  • Stärkung Immunsystem
  • Baustein der Behandlung von Adipositas, Darmstörungen, Unverträglichkeiten, Neurodermitis, Gehirnbeeinträchtigungen

Schlussfolgerung:

Was halten sie von einer Methode, die Krankheiten verhindert, positiv beeinflusst, Krankheiten sogar heilen kann oder  zu einer Reduktion oder Absetzen von Medikamenten führt?  Sie leistungsfähiger, glücklicher, schlanker, und jünger macht. Ihr Leben verlängert und dabei für Sie und die Allgemeinheit Geld einspart und positiv und nachhaltig sich auf die Umwelt auswirkt?

Was ist der Hacken? – Unser Gehirn hat die Tendenz auf Vorrat anzulegen – in allen Bereichen –man weiß ja nie.

Lösung:  Wir müssen uns selber Bedingungen schaffen, wie sie zu früheren Zeiten von der Natur vorgegeben waren. Wir können nicht warten bis sich unsere Gene auf die aktuellen Bedingungen angepasst haben. Die technische Revolution ist schneller wie die biologische  Evolution – vielleicht gut so –wo bliebe die Sexualität und damit die Grundlage der Arterhaltung (wie lange noch?).

© www.nobelprize.org

Autophagie lässt sich mit Selbstverdauung übersetzen. Sie bezeichnet einen Vorgang in lebenden Zellen, bei dem Zellbestandteile abgebaut und verwertet werden. Der komplex regulierte Ablauf wird von mindestens 35 Genen gesteuert. Seit vielen Jahrzehnten wird die Autophagie unter anderem von dem japanischen Molekularbiologen Yoshinori Ohsumi erforscht. Im Oktober 2016 erhielt er für seine Arbeit den Nobelpreis für Medizin.

Die Autophagie läuft folgendermaßen ab: Zuerst legt die Zelle eine spezielle Hülle um die Bestandteile, die abgebaut werden sollen. Die Hülle schließt sich zum Autophagosom. Dieser verschmilzt dann mit Lysosomen, das sind kleine Bläschen voller Enzyme. Die Enzyme haben die Fähigkeit, die in der Hülle eingeschlossenen Bestandteile aufzuspalten und zu zerlegen. Es entstehen beispielsweise Aminosäuren und Lipide, die neu verbaut oder zur Energiegewinnung genutzt werden können. Andere Abbauprodukte identifiziert der Körper als Abfall; sie werden abtransportiert und ausgeschieden.

Eine Autophagie wird besonders dann in Gang gesetzt, wenn der Nachschub an Nährstoffen stockt. Eine Situation, die beispielsweise beim Fasten oder intensivem Sport entsteht. In dieser Situation des Mangels greift die Zelle auf eigene Ressourcen zurück. Sie baut ab, was nicht benötigt wird und gewinnt so neue Nährstoffe und Energie. Für die Selbstverdauung zerlegt der Körper abgestorbene Zellbestandteile, fehlstrukturierte Proteine bis hin zu ganzen Zellorganellen. Auch krankhafte oder potenziell krankmachende Strukturen sowie eingedrungene Bakterien und Viren werden so entsorgt. Daher wird die Autophagie häufig als Prozess der Selbstreinigung und Selbsterhaltung beschrieben. Sie hat sich im Laufe der Evolution entwickelt, um defekte Strukturen zu beseitigen und gleichzeitig Energie und Nährstoffe zu sparen. Ist die Autophagie gestört und es kommt nicht zur Zellreinigung, scheint dies Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Alzheimer und Parkinson zu begünstigen.

Im Gegensatz zur üblichen Erneuerung von Körperzellen und Organen läuft die Autophagie wesentlich schneller und flexibler ab. Sie kann praktisch tagtäglich für Zellerneuerung sorgen, während eine echte Neubildung von Zellen Tage bis Jahre dauern kann.

Auch bei der Bekämpfung von Infektionen und Stress spielt die Autophagie eine Rolle, ebenso in der Embryonalentwicklung, um benötigte Bausteine schnell parat zu haben. Da die Autophagie bevorzugt bei zeitweiligem Energiedefizit abläuft, kann sie durch Fasten aktiviert werden. Dies ist ein weiterer Erklärungsansatz für die positiven gesundheitlichen Effekte, die durch regelmäßiges Fasten hervorgerufen werden.

Literatur:
Richter-Landsberg C (2012). Autophagie als Überlebensstrategie. Zelluläre Selbstverdauung. Biologie unserer Zeit 42/6, 374–379
The Nobel Assembly at Karolinska Institutet (Hrsg) (2016). www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2016/press.html
Wilhelm K (2014). Fasten für ein langes Leben, Bild der Wissenschaft online 3/26, www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php/function.include?

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